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Homöopathische Darmsanierung

DHU interviewte den Homöopathie-Experten, Dozenten und Heilpraktiker Peter Bergmann zum Thema.

DHU:  “Herr Bergmann, laut Umfragen leidet jeder dritte Erwachsene regelmäßig an Magen- oder Darmbeschwerden. Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Beschwerden und worauf sollten Therapeuten bei der Behandlung besondere Aufmerksamkeit legen?“

Peter Bergmann:

„Tatsächlich sind Beschwerden des Verdauungstrakts ein weit verbreitetes Problem. Die Patienten klagen über Magenschmerzen, Sodbrennen, Reflux, sowie über chronische Diarrhoe, Obstipation und Meteorismus. Natürlich gibt es in der homöopathischen Praxis auch akute Beschwerden, wie z.B. Brechdurchfall.

Der Therapeut sollte immer nach den Ursachen der Verdauungsstörung suchen und diese in den Mittelpunkt seiner Behandlung stellen. Auch die individuelle Diätberatung spielt hier eine große Rolle.

Man muss auch beachten, dass es durch chronische Beschwerden des Magen-Darm-Trakts zu einem Mineralstoff- und Vitaminmangel kommen kann und Folgebeschwerden entstehen können, wie z. B.  Anämie, Allergien, Hauterkrankungen, Migräne bis hin zu einer allgemeinen Infektanfälligkeit u.v.m.“

 

DHU:  „Nicht alle Beschwerden deuten ja unmittelbar auf Probleme mit dem Darm hin. Bei welchen Symptomen sollte man als Therapeut an den Darm als Ursache denken? Welche Diagnosetools können Sie empfehlen?“

Peter Bergmann:

„Typische Symptome eines nicht intakten Magen-Darm-trakts sind Gasbildung mit Aufstoßen und Blähungen, sowie rezidivierende Stuhlunregelmäßigkeiten, Durchfall oder Verstopfung und Bauchschmerzen. Auch eine starke Müdigkeit nach den Mahlzeiten kann ein Hinweis sein.

Sowohl ein Blutlabor, als auch ein Stuhllabor geben weitere Hinweise, ob nun mehr der Darm oder eine der großen Verdauungsdrüsen (Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse) die Verdauungsproblematik verursacht. Weitere Informationen bieten die Begleitbeschwerden des Patienten. Wichtig ist auch immer eine Zungeninspektion.“

 

DHU:  „Die Ernährung spielt natürlich eine zentrale Rolle in der Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden. Was kann man zudem aus homöopathischer Sicht tun, um eine gestörte Darmflora wieder in Balance zu bringen?“

Peter Bergmann:

„Um Probiotika erfolgreich einzusetzen, muss zunächst das Darm-Milieu reguliert und stabilisiert werden. Dabei können wir den Organismus mit homöopathischen Arzneien sehr gut unterstützen. Es gibt wunderbare Mittel, welche die Funktion der Verdauungsdrüsen verbessern, eine gesunde Mukosa stärken und das Immunsystem des Darmes kräftigen. Das Arzneimittel Okoubaka D3 zum Beispiel, stabilisiert sowohl das Immunsystem, als auch die Schleimhäute des Darms, sowie die Tätigkeit der Drüsen. Es ist ein sehr gutes Aufbaumittel nach einer Gastroenteritis, oder nach Antibiose, sowie bei Lebensmittelunverträglichkeiten, oder Verdauungsbeschwerden durch Veränderung der Ernährungsgewohnheiten (z.B. Verdauungsstörungen auf Reisen).

Spezielle Arzneien wie Chelidonium D6 beeinflussen die Gallenblase, Carduus marianus D3 die Leberfunktion. Bei zu viel Gärung und Gasbildung hat sich Carbo vegetabilis D6 bewährt. Bei akutem Brechdurchfall helfen meist Veratrum album D6, Ipecacuanha D6 oder Arsenicum album D12.“

 

DHU:  „Welchen Einfluss hat die Psyche?“

Peter Bergmann:

„Der Mensch ist eine Einheit von Körper Geist und Seele. Eine Störung einer dieser drei Ebenen beeinträchtigt früher oder später auch die anderen beiden.  Manchmal „liegt uns etwas im Magen“ oder uns „läuft eine Laus über die Leber“, oder wir können Erlebtes nicht richtig „verdauen“. Auch in den homöopathischen Arzneimittelbildern spiegeln sich solche Konflikte wider.“

 

DHU:  „Welche homöopathischen Mittel haben sich bewährt, wenn es sich um psychosomatische Beschwerden handelt?“

Peter Bergmann:

„Ein überreiztes Nervensystem durch Stress, aber auch durch eine Lebensweise mit zu viel Kaffee, Alkohol, unregelmäßigem Essen und Schlafmangel weist auf eine Nux vomica - Pathologie hin. Magenschmerzen nach Kummer findet man im Arzneimittelbild von Ignatia und durch Ärger verursacht Bauchbeschwerden bei Colocynthis. Neben der Ursache sind auch die Modalitäten der Beschwerden von entscheidender Bedeutung für die Wahl der korrekten Arznei. So kennen wir bei Colocynthis-Beschwerden die deutliche Verbesserung der Bauchschmerzen durch Zusammenkrümmen, Wärme und festem Druck, aber eine Verschlechterung durch Kälte.

Ebenso sind Nahrungsmittelverlangen und –abneigungen, sowie Unverträglichkeiten wichtige Allgemeinsymptome für die Hierarchisation. Als Beispiel möchte ich die Unverträglichkeit von fetten Speisen und die Durstlosigkeit von Pulsatilla nennen.

Im Zusammenhang mit Magen-Darm Beschwerden möchte ich noch auf eine kluge Regel der großen Homöopathin Elisabeth Wright-Hubbart hinweisen.  Während „akute Patienten“ reichlich das essen dürfen, wonach sie verlangen, ist in „chronischen Fällen“ das Gegenteil der Fall, d.h. diese müssen meist die Nahrungsmittel, nach denen sie verlangen, vermeiden.“

DHU:  „Vielen Dank für das Interview“

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